Blog Post

Landwirt und Politiker, mit Herzblut und Fachwissen vieles bewegt!

Mary.-Ann Stotko • 31. Mai 2024

Edgar Hegler (*14. Februar 1931)

Edgar Hegler wurde im Februar 1931 in Würzburg geboren. Sein Vater arbeitete als ausgebildeter Landwirt auf dem Karlshof, dem landwirtschaftlichen Betrieb des Fürsten Wallerstein. Hier verbrachte Edgar seine frühe Kindheit. Ab der 5. Klasse ging er in Öttingen aufs Gymnasium – eine große Umstellung: Vom heimischen Hof, wo es immer genügend zu essen gab, ins Internat mit strenger Disziplin und dürftigen Mahlzeiten. Zum Frühstück gab es schwarzen Kaffee aus Gerste, Schwarzbrot und Rübenmarmelade. Es herrschte Krieg. Damals, wie überall in Deutschland, war das schulische Leben stark vom politischen Geschehen geprägt. Stramm aufgestellt mussten die Kinder nationalsozialistische Lieder singen und vom Heim in die Schule marschieren. Erinnerungen daran bringen Edgar Hegler heute noch ins Schaudern.
Am 23. Februar 1945 warfen die Allierten 500 Bomben über Öttingen ab. 200 Menschen starben, darunter 6 Schulkameraden. Die Kleinstadt lag in Schutt und Asche, auch die Schule war getroffen. Edgar Hegler hat noch heute vor Augen, wie Kinder, kittgrau mit Mörtelstaub bedeckt, aus der großen Zerstörung hervorkamen, ein Sinnbild, was Krieg anrichtet. Die Zeit im Internat ging im April 1945 zu Ende, als die Schule beschlagnahmt und als Lazarett für ungarische Soldaten verwendet wurde.
Er kehrte zu seinen Eltern heim, nun auf den Dieshof, wo sein Vater im Jahre 1942 bei Baron Herman eine Stelle als Verwalter angenommen hatte. Seit jener Zeit ist Pöttmes für die Familie Hegler Heimat. Da weit und breit kein Gymnasiumsplatz zu finden war, absolvierte Edgar Hegler eine zweijährige landwirtschaftliche Lehre beim Vater auf dem Dieshof. Dieser war heilfroh, denn zum Kriegsende mangelte es an Männern, so dass es schwer war, Arbeitskräfte zu finden. Edgar Hegler absolvierte die Gehilfenprüfung. Anschließend begann er in Landsberg sein Studium zum staatlich geprüften Landwirt. Mit 18 Jahren war er der Jüngste seiner Klasse, der Älteste war 39 Jahre alt. Viele kamen aus dem Krieg und mussten neu anfangen.
1948 war die Hungersnot weit verbreitet. Menschen suchten die Äcker nach Kartoffeln ab und sammelten in den Wäldern Holz. Entsprechend lag im Studienfach Ackerbau der Schwerpunkt auf der Erzeugung von Rohstoffen mit hoher Nahrhaftigkeit und der Möglichkeit eine reiche Ernte zu erzielen. 1952, mit seinem Diplom als Agraringenieur in der Tasche, nahm Edgar Hegler eine Stelle als Wirtschaftsassistent auf dem Staatlichen Versuchsgut in Neuhof bei Donauwörth. Noch heute weiß er um diese sehr lehrreiche Zeit.
Doch vier Jahre später erkrankte der Vater. Vom Krankenbett aus bat er seinen Sohn, sich bei seinem Chef freistellen zu lassen, um die Bestellungen für den Dieshof zu erledigen. Edgar Hegler nahm sich 4 Wochen frei. Der Zustand seines Vaters verschlechterte sich zunehmend. Dem Ende nahe, bat er seinen Sohn: „Bub, Du musst einspringen, wenn der Baron Dich nimmt“. Kurz darauf verstarb der Vater und Edgar Hegler wurde sein Nachfolger als Verwalter auf dem Dieshof. Unerfahren, aber klug und voller Tatendrang, nahm er die Arbeit auf. Viele trauten dem jungen Mann diese große Aufgabe nicht zu. Doch stets der Praktiker, bewältigte Edgar die Herausforderungen, die mit einem 140 Hektar Hof mit Ackerbau und Vieh einhergingen.
Damals bezog der Dieshof Strom von der Mittermühle in Pöttmes. Der Kontakt zwischen dem Dieshof und der Mittermühle, den Familien Hegler und Lindner, bestand seit vielen Jahren. Durch diese Beziehung lernte Edgar die Tochter Maria kennen und lieben. Sie heirateten im Jahre 1956. Beide absolvierten die Meisterprüfung, er in der Landwirtschaft und sie in der Hauswirtschaft. Über viele Jahre bildeten sie Lehrlinge aus. Als Agraringenieur und landwirtschaftlicher Meister war Edgar Hegler 25 Jahre im Meisterprüfungsausschuss als Prüfer tätig.
Edgar Hegler brachte sein landwirtschaftliches Wissen und Engagement ehrenamtlich als Vorstandsmitglied des Maschinenrings* und bei der Bundesvereinigung Erzeugergemeinschaft für Kartoffeln ein. Auch in der Kommunalpolitik war er stark präsent: Drei Jahrzehnte war er Mitglied des Gemeinderates Pöttmes und des Kreistages Aichach-Friedberg, und 12 Jahre stellvertretender Landrat im Landkreis.
Edgar Heglers außerordentliche Leistungen wurden 2002 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und dem Ehrenring des Landkreises gewürdigt. „Um sich in der politischen Arena zu behaupten, braucht man starke Nerven und ein dickes Fell“, meint der Dreiundneunzigjährige. „Manchmal geht es hart an die Grenze“. Doch seine Ämter führte er gerne aus. Sein großes Wissen, sowie seine praktische Art und Weitsicht brachte er dort ein, wo sie gebraucht wurden. Heute lebt er für seine Frau, drei Kinder und sechs Enkelkinder - zufrieden und dankbar für ein reiches Leben. Für alle seine Mitbürger und Mitbürgerinnen wünscht sich Edgar Hegler, dass ihnen der Frieden erhalten bleibt.

* Infobox
Der erste ‚Maschinenring‘ wurde 1958 in Buchhofen gegründet. Es handelt sich um eine Vereinigung, in der sich landwirtschaftliche Betriebe zusammenschließen, um u.a. Land- und Forstmaschinen gemeinsam zu nutzen und um sowohl land- und hauswirtschaftliche Arbeitskräfte und als auch Hilfe in Notfällen zu vermitteln.

von Mary-Ann Stotko 8. Oktober 2024
Franziska Bartsch
17. April 2024
Cäcillia Ottilinger
von Mary-Ann Stotko 17. April 2024
Elfriede Braun
von Mary-Ann Stotko 17. März 2024
Franz Herzig
von Mary-Ann Stotko 13. März 2024
Irene Ziegler
von Mary-Ann Stotko 30. September 2023
Karolina Ruisinger
18. September 2023
Jakob Feiger
von Mary-Ann Stotko 18. September 2023
Heidemarie Schumacher
Alois Arzberger
von Mary-Ann Stotko 28. Juli 2023
Alois Arzberger
Lothar Heinhold
von Mary-Ann Stotko 30. Juni 2023
Lothar Heinhold
Weitere Beiträge

Share by: