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Die Geschichte einer Pöttmeser Bäckerei Familie

Mary-Ann Stotko • 17. April 2024

Elfriede Braun (geborene Wernhard) *16.12.1930

Kurz vor Weihnachten erblickte im Jahre 1930 Elfriede das Licht der Welt. Sie war das jüngste Kind der Familie Wernhard. Es gab noch zwei Geschwister, ein zehn Jahre älterer Bruder und eine Schwester. Elfriedes Vater hatte es als Kind schwer. Im Alter von 10 Jahren verlor er seinen erst 44 Jahre alten Vater in Folge einer Blutvergiftung. Er hinterließ Elfriedes Großmutter mit 5 Kindern. Der Großvater war Müller und betrieb eine Sägemühle außerhalb Pöttmes. Nach dem Tod ihres Mannes, verschuldete Elfriedes Großmutter sich. Die Eigentumsgebäude wurden versteigert. Sie erwarb für 3.000 Reichsmark ein Haus in der Rohrmüller Straße in Pöttmes. Mit gerade 20 Jahren übernahm Elfriedes Vater die Verantwortung für seine Mutter und 2 ledige Schwestern, lernte in ein paar Wochen in Tandern bei einer Bäckerei und gründete im Haus der Großmutter eine Bäckerei. Die Konkurrenz war stark, denn es gab damals fünf Bäckereien in Pöttmes: Bäckerei Hammerl, Kaltenstadler, Prechter, Brugger und Wernhard, später Braun, ein Familienbetrieb, wie die anderen Bäckereien in Pöttmes. Neben der Arbeit im Haushalt arbeiteten die Frauen
fleißig mit.
Wie bei ihrem Vater, hat der Tod auch Elfriedes Kindheit stark geprägt. Während des Krieges war ihr Bruder 1943 in Russland stationiert. Nachdem ihm die Zehen im strengen russischen Winter abgefroren waren, konnte er für den Kampf an der Ostfront nicht mehr eingesetzt werden und man versetzte ihn nach Frankreich. Die Familie, insbesondere seine Mutter, waren erleichtert, weil seit 1940 in Frankreich ein Waffenstillstand herrschte. Man glaubte der Bruder sei in Sicherheit. Er kam jedoch durch eine Minenexplosion ums Leben. Für Elfriedes Mutter war das ein tiefer seelischer Schock, sie konnte den Tod ihres Sohnes nicht verkraften. Für die ganze Familie war es furchtbarer Schicksalsschlag. Elfriede und ihre Schwester mussten von der Schule
freigestellt werden um die Arbeit daheim zu verrichten. Elfriede war 13 und ihre Schwester 16 Jahre alt, als ihre Mutter mit nur 46 Jahren verstarb. Beide Mädchen arbeiteten daheim und in der Bäckerei. Die Jahre vergingen. Im Alter von 20 Jahren lernte Elfriede Wernhard bei einem Tanzabend Albert Braun kennen und schätzen. Er war auch Bäcker. Später stellte ihn Elfriedes
Vater in seiner Bäckerei an. Das Paar heiratete im Jahre 1955 und zog, das war damals nicht unüblich, in Elfriedes elterliches Haus. Drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter brachte Elfriede Braun zur Welt. Gerne denkt sie an diese sorglosen frühen Jahren zurück, als die Kinder noch klein waren. Das Geschäft lief und ihre verwitwete Schwester half bei den Kindern mit. Es war eine schöne Zeit. Im hohen Alter überschrieb Vater Wernhard die Bäckerei an seine Tochter Elfriede. Sie schloß einen Ehe- und Erbvertrag mit ihrem Mann ab und das Ehepaar übernahm den Betrieb – aus Bäckerei Wernhard wurde Bäckerei Braun.
Damals belieferten die Bäckereien ihre Stammkunden in den Dörfern. Elfriede fuhr die Lieferungen aus, diese Arbeit machte sie
sehr gerne. Es gab immer viel zu tun, 6 Tage die Woche, und oft auch noch am Sonntag war bei den Pöttmeser Wirtschaften die Nachfrage nach Brot groß, besonders in der Spargel Zeit. Früher wurde Spargel nicht daheim gekocht; man genoss ihn auswärts in den Wirtschaften. Der Schrobenhausener Spargel hatte schon damals einen weiten Ruf. „Es kamen ganze Busladungen von Menschen zum Spargelessen nach Pöttmes. Das kann man sich heute kaum vorstellen“ erinnert sich Elfriede Braun
lächelnd. Fünfundsechzig Jahre arbeiteten Elfriede und ihr Mann Albert Braun in ihrer Bäckerei. Die Kinder wollten den Betrieb nicht weiterführen. Da schloss die Bäckerei Braun im Jahr 1992. Seit fast einem Jahr, ihr Mann verstarb 2019, lebt die nun dreiundneunzigjährige Elfriede Braun im Caritas-Pflegezentrum St Hildegard. Sie denkt an ihre Kindheit, den Tod ihres Bruders, und an das Sterben der Mutter. „Das Schlimmste war der Krieg. So sinnlos. Die Kriege heute in der Ukraine und im Mittleren
Osten zeigen uns, dass die Menschheit nichts dazugelernt hat“, resümiert sie kopfschüttelnd.
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