Alois Arzberger wuchs auf dem elterlichen Hof in Schönbach auf. Er kam in harten Zeiten auf die Welt, im Jahre 1942 mitten im Krieg. Von neun Geschwistern überlebten nur sechs. Während des Krieges und noch in den Nachkriegsjahren waren Medikamente knapp, so dass zwei Geschwister im Kleinkindalter an Krankheiten starben, die medikamentös gut behandelbar gewesen wären. Sie waren „pumperlgsund“, meinte die Mutter, und hätten bei entsprechender Behandlung sicherlich überlebt. Kindersterben war keine Seltenheit, und wurde stoisch akzeptiert: „Der Herr hat’s gegeben; der Herr hat’s genommen“.
Ein weiterer Schicksalsschlag traf Alois, als seine Lieblingsschwester tödlich verunglückte. Damals, im Jahre 1949, feierte der Schützenverein „Grüne Eiche“ in Schönbach ein großes Gartenfest. Neugierig lief der siebenjährige Junge mit dem Schwesterchen Richtung Nachbar. Barfuß rannten sie über die Wiese an einem Schuppen vorbei, wo Heimatvertriebene untergebracht waren. Plötzlich schrie die kleine Leni und fiel zu Boden. Alois dachte sie hätte den Fuß an einer Glasscherbe verletzt und eilte herbei ihr zu helfen. In dem Moment als er versuchte sie aufzuheben, traf ihn ein Stromschlag. Da verstand er: Leni war auf eine nicht geerdete Stromleitung getreten. Sie starb auf der Stelle. „Wir waren ein Herz und eine Seele.“ Ein solches Erlebnis in jungen Jahren prägt. Schicksalsschläge zu überwinden, meint Alois Arzberger „hat viel mit Glauben zu tun“. Als ein Mann, der im Glauben lebt, diente der 81-Jährige drei Jahrzehnte als Kirchenpfleger in der Pfarrei Echsheim-Reicherstein.
Wer auf einem Hof aufwächst, versteht es von Kindesbeinen an zu arbeiten. Acht Jahre lang besuchte Alois die Volksschule in Igenhausen. Nach Schulschluss war es selbstverständlich, dass Bauernkinder auf dem Hof halfen. So auch Alois. Die Tätigkeit, von der er heute noch schwärmt, ist das Brot backen. Begeistert zählt er akribisch die aufwändige Vorgehensweise auf: Vom Anrühren, zum Kneten, gehen lassen, Laibe formen bis zum Abbacken.
Brot war das Grundnahrungsmittel der Bauern. Auf dem Arzberger Hof lebte die Großfamilie: 6 Kinder und die Eltern, 5 Dienstboten, 3 Mägde, 2 Knechte, und für die Bearbeitung und Bestellung der Felder waren viele Tagelöhner zu versorgen. „Darum brauchte man viel Brot.“ Jeder Laib wurde vor dem Anschneiden mit 3 Kreuzen auf dem Rücken versehen, in Gedenken daran, dass Brot eine Gottesgabe und lebenswichtig war. Verschwendung gab es nicht. Man lebte damals nachhaltig. Nach dem Backen wurde die Resthitze des Ofens, im Sommer zum Dörren von Birnen, Äpfeln und Zwetschgen und im Winter, zum Garen von Zwiebelkuchen, genutzt.
Erst 1964 wurde das Brotbacken eingestellt.
Mit dem Einsatz von Geräten und Traktoren gehörten Dienstboten und Tagelöhner der Vergangenheit an, das verringerte den täglichen Bedarf an Brot.
Für die landwirtschaftliche Lehre besuchte Alois Arzberger die Berufsschulen in Affing und Aichach. Schließlich gelang es ihm bei der Elitelandwirtschaftsschule in St. Ottilien (St. Ottilien liegt rund 40 km westlich von München und 35 km südlich von Augsburg) aufgenommen zu werden. Sein Vater war von der Landwirtschaftslehre nicht begeistert. Aber letztendlich setzte sich der Sohn durch. Ein Jahr nach seinem Abschluss, absolvierte er ein Auslandspraktikum in Frankreich: Drei Monate bei Bordeaux und drei Monate bei Metz. Nach der Heimkehr kümmerte sich Alois Arzberger um die landwirtschaftliche Verwaltung am Hof. In Igenhausen lernte Alois Arzberger seine Sophia, geborene Egger, kennen und lieben. Sie heirateten 1971. Das Paar bekam 4 Kinder und hat mittlerweile 9 Enkelkinder.
Dass der ererbte landwirtschaftliche Betrieb in Echsheim, als Lebensunterhalt für eine Familie zu betreiben, nicht zukunftsfähig sei, erkannte der damals 30-jährige und schulte um auf Elektromechanik-Elektronik.
Diesen Beruf übte Alois Arzberger bis zur Rente bei Grundig und Kuka Roboter aus.
„Das Leben geht nur in Gemeinschaft“, sagt der alte Herr. Diese Erkenntnis zieht sich wie ein roter Faden durch sein ganzes Leben: 28 Jahre diente er als Vorstand der Echsheimer Feuerwehr, davon 21 Jahre als Kommandant. 18 Jahre war er ehrenamtlicher Richter am Verwaltungsgericht in Augsburg und 30 Jahre Verbandsrat beim Wasserzweckverband Thierhaupten. Alois Arzberger blickt auf eine über 20-jährige Gemeinderatstätigkeit in der Marktgemeinde Pöttmes und in dieser Zeit auf einige Jahre als Kreisrat im Kreistag des Landkreises Aichach zurück.
Heute verbringt der engagierte Rentner viel Zeit im Einsatz mit den Enkeln, im Garten, wo die Blumen auf die morgendliche Begrüßung warten: „Wie schön bist Du heut“ und mit der Fotografie. Mit zehn Jahren bekam er die erste Kamera. Unzählige Fotos dokumentieren sein Leben und die Heimat im Wandel der Zeit. Sie sprechen Bände.
Zurückblickend resümiert Alois Arzberger voller Dankbarkeit: „Zufrieden sein, darauf kommt es an.“